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07.11.2017

Stolpersteinverlegung am Max-Slevogt-Gymnasium


 

Am Donnerstag, 9.11.2017, werden an unserer Schule 25 Stolpersteine verlegt. Das Programm dazu finden Sie hier.

Beginn: 14.30 Uhr im Musiksaal 241

Hier der Artikel aus "Rheinpfalz":

„Ne Nummer dankbarer“

Am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht 1938, werden in Landau 25 Stolpersteine vor dem Max-Slevogt-Gymnasium verlegt. Mitglieder der Schul-AG kennen die Schicksale der Schülerinnen. Die Recherche der Biografien hat sie berührt.

Von Jennifer Back

Sieben Familienschicksale haben die Schüler der 10. und 11. Klassen des Landauer Max-Slevogt-Gymnasiums (MSG) seit dem Frühjahr erforscht. Es sind jüdische Familien, die in Landau gelebt haben. Die Mädchen besuchten die Höhere Töchterschule. Ihre Biografien tragen die Stempel Verfolgung, Mord, Flucht. Mit 25 Stolpersteinen soll an die sieben Mädchen und an 18 weitere Schülerinnen des heutigen MSG erinnert werden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig wird am kommenden Donnerstag wieder in Landau sein, um die Steine vor der Schule zu verlegen. Die Bevölkerung ist eingeladen.Erwähnt sei das tragische Schicksal der Familie Stern. Es ist eine so typische Geschichte aus jener Zeit. Rolf erblickt im Dezember 1920 in Landau das Licht der Welt, seine Schwester Inge Johanna wird im November 1921 in Worms geboren. Sie geht später auf die Höhere Töchterschule in Landau. Dort wird ab 1933 zwischen arischen und nicht-arischen Schülerinnen unterschieden. Ab 1936 werden jüdische Mädchen nicht mehr unterrichtet. Am 11. November 1938 wird Inges und Rolfs Vater Gustav in Landau festgenommen und ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Wenig später, am 18. Dezember, wird er ermordet.

Die Sterns hält nichts mehr in Deutschland. 1939 fliehen Mutter und Tochter zunächst nach London und schließlich in die USA, wo sie Rolf treffen, der bereits 1938 ausgewandert war. Dort finden die Sterns ihren Frieden. Inge Johanna kommt in den 1980er-Jahren zur Eröffnung des Frank-Loebschen Hauses noch einmal zurück nach Landau.

Die Geschichten der Schülerinnen, von denen 18 in die USA flüchteten, vier deportiert und ermordet wurden, offenzulegen, war viel Arbeit. Einige Schüler wollten es genau wissen, nachdem das Thema „Kirche im Dritten Reich“ im Religionsunterricht von Lehrerin Dominique Ehrmantraut angeschnitten worden war. Was passierte mit den jüdischen Schülerinnen der Höheren Töchterschule? Die Oberstufenschüler wälzten alte Klassenbücher und suchten darin nach typisch jüdischen Namen und dem Vermerk „israelitische“ Religionszugehörigkeit. Unterstützt wurden sie bei der weiteren Recherche von den Referendarinnen Elisabeth Schmitt und Jessi Hansen sowie Landaus Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer.

Für die Schüler war dies kein alltäglicher Lehrstoff. „In Geschichte schaut man auf die große Masse. Wir aber haben uns die Einzelschicksale angeschaut“, berichtet Walter Orlov, 17 Jahre. „Da entstanden schon emotionale Bindungen“, berichtet der 16-jährige Elias Rumpf. „Wenn man sein Wissen zum Beispiel über den Arier-Paragraf auf einzelne Schicksale bezieht, ergibt sich ein komplett anderes Bild“, sagt die 17-jährige Lucca Ißle.

Ihre Erkenntnisse haben die jungen Leute in eine Ausstellung münden lassen. In einem Flur des Gymnasiums wird auch das nationalsozialistische Landau thematisiert. „Es ist wichtig, dass wir nicht vergessen, denn all das ist Teil unserer Geschichte und unserer Schule“, sagt Leonie Heider. Auch sie hat die Projektarbeit tief berührt: „Am Ende ist man ne Nummer dankbarer und weiß seine Familie und Freunde viel mehr zu schätzen.“

Für den 16-jährigen Nils Häger sind die Stolpersteine vor allem Mahnmal, aus der Geschichte zu lernen: „Ich will nicht, dass Schüler in 100 Jahren so etwas über mich herausfinden.“ Begüm Gül sieht nicht mehr nur noch Steine in den Stolpersteinen, sondern die Geschichten dahinter.

Finanziert werden die Stolpersteine zu je 120 Euro von Schulfachschaften, Referendaren, Schulleitung und Eltern. In weniger als zwei Monaten war das Geld zusammen; für Lehrerin Ehrmantraut Ausdruck einer starken Bindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Programm

Die von den Schülern gestaltete Zeremonie beginnt am Jahrestag der Reichspogromnacht am Donnerstag, 9. November, um 14.30 Uhr am MSG Landau in der Hindenburgstraße 2. Dort werden die Biografien vorgestellt, und die Ausstellung in der Schule wird eröffnet. Um 15 Uhr verlegt Gunter Demnig die Stolpersteine.

Gedenkfeier

Die Stadt lädt zur Gedenkfeier am Donnerstag, 9. November, 17 Uhr, am Synagogendenkmal auf dem Elias-Grünbaum-Platz, Friedrich-Ebert-Straße, ein.

 

Quelle: Die Rheinpfalz, Pfälzer Tageblatt - Nr. 256 vom 06.11.2017