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03.03.2017

Vom MSG in den Hörsaal


 

Im Jahr 2005 begann ich am Max-Slevogt-Gymnasium zur Schule zu gehen. Da das MSG eines von nur wenigen Gymnasien in ganz Deutschland ist, das es ermöglicht sowohl ein deutsches als auch ein französisches Abitur zu machen, entschied ich mich für Französisch als erste Fremdsprache.
In der 5. und 6. Klasse hatten wir zusätzlich zum normalen Französischunterricht das Fach Französisch+ in dem wir spielerischer, zum Beispiel durch das Lesen von Gedichten oder das Lernen von französischen Liedern an die Sprache herangeführt wurden.

Ab der 7. Klasse wurde dann der Erdkundeunterricht auf französisch gehalten. Selbstverständlich wurde da noch hin und wieder deutsch gesprochen um zu garantieren, dass niemand aufgrund von sprachlichen Barrieren auf der Strecke bleibt. Wir haben mit französischen Lernmitteln gearbeitet und unsere Lehrerin hat versucht soviel französisch wie möglich mit uns zu sprechen.
In der 9. Klasse wurde dann zusätzlich auch der Geschichtsunterricht auf französisch umgestellt. Mittlerweile war ein solches sprachliches Niveau erreicht, dass im Unterricht fast ausschließlich französisch gesprochen wurde. Natürlich war es eine besondere Herausforderung und auch mit einem gewissen Mehraufwand verbunden zwei Fächer auf französisch zu haben, da wir nicht nur die thematischen Zusammenhänge verstehen und lernen mussten, sondern zusätzlich auch noch das Fachvokabular. Allerdings habe ich mich trotzdem bei der Wahl der Leistungskurse für die Oberstufe dazu entschlossen auch weiterhin Teil des bilingualen Zweiges zu sein. Ich habe Französisch als Leistungskurs gewählt und Erdkunde sowie Geschichte als Grundkurs, allerdings auf französisch belegt.
In der Oberstufe habe ich somit circa ein Drittel meiner Wochenstunden französisch gesprochen. Im Frühjahr 2014 habe ich dann sowohl mein deutsches als auch mein französischen Abitur erfolgreich abgelegt.
Nach meinem Abitur habe ich beschlossen, dass ich diese zusätzliche Ausbildung und den Mehraufwand, der damit verbunden war, nicht ungenutzt lassen möchte und habe mich für einen Studiengang der Deutsch-französischen-Hochschule (DFH) entschieden. Meine Wahl fiel auf das Jura-Studium an der Universität Potsdam und der Université Paris X Nanterre. Bei den Studiengängen der DFH ist es grundsätzlich so, dass man einen Teil seines Studiums in Deutschland und einen Teil in Frankreich verbringt. Ich begann mein Studium im Oktober 2014 an der Universität Potsdam, wo ich zwei Jahre blieb. Im September 2016 bin ich dann nach Paris gezogen um dort für zwei Semester zu bleiben. Nach diesen 6 Semestern Studium erhalte ich sowohl den deutschen als auch den französischen Bachelor in Rechtswissenschaften. Mittelweile habe ich mich dazu entschlossen noch ein weiteres Semester in Paris zu verbringen, um noch einen französischen Master zu machen. Im Anschluss daran, werde ich nach Potsdam zurückkehren um mein Staatsexamen zu schreiben.
Im Laufe meines Studiums habe ich gemerkt wie sehr mir das AbiBac dabei geholfen hat, dass ich heute in meinem Studium so gut zurecht komme und so viel Spaß habe.
Sowohl im Studium als auch in der Schule lernte ich, dass das Erlernen von Fremdsprachen nicht nur Brücken zwischen verschiedenen Kulturen baut, sondern es auch ermöglicht, das eigene (Bildungs-) System zu hinterfragen, zu verstehen und von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten. Teil des AbiBac-Zuges am MSG zu sein, hat es mir ermöglicht früh die deutsch-französische Freundschaft, die gemeinsame Geschichte der beiden Länder und die europäische Idee zu verstehen und ein Teil davon zu werden. Diese Erfahrung führt sich jetzt in meinem Studium fort.
Wie auf der Homepage bereits berichtet wurde, habe ich am Donnerstag, den 16.02.2017 am MSG einen Vortrag für die Teilnehmer*innen des AbiBac-Zuges der 11., 12. und 13. Klasse über mein Studium und die DFH gehalten. Auch da war es mir besonders wichtig zu betonen, dass es sich absolut auszahlt über die Jahre ein bisschen mehr leisten zu müssen, als die Schüler*innen, die nur das deutsche Abitur ablegen.
Bereits in der Schule eine Sprache so intensiv zu lernen, dass man damit im Anschluss mühelos ein Studium an einer französischen Universität meistern kann, halte ich für eine außergewöhnliche und großartige Möglichkeit. Gerade heute, in der Zeit von Globalisierung und Europäischer Union aber auch von dem Wiederaufkommen von Nationalismus, halte ich es für ausgesprochen wichtig Sprachen zu lernen, den internationalen und interkulturellen Austausch zu fördern, transnationales Verständnis zu schaffen und Brücken zu schlagen.
All dies hat mich die Teilnahme am AbiBac-Zug des MSG gelehrt und es mir ermöglicht Teil davon zu sein. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle nochmals ausdrücklich bedanken.

Ich wünsche allen Abiturient*innen viel Erfolg für die Zukunft und hoffe, dass einige derer, die an meinem Vortrag teilgenommen haben, sich vielleicht von meiner Begeisterung haben anstecken lassen. Außerdem hoffe ich, dass ich vielleicht einige Schüler*innen, die mit dem Gedanken spielen AbiBac zu machen oder Französisch als erste Fremdsprache zu wählen, durch diesen kleinen Erfahrungsbericht ermutigen konnte.


Lea Jordan (Abitur 2014)